Der Minister

Minister, wie wird man das?

Beginnen wir so: wie wird ein Mensch Politiker?

Da gibt es zunächst zwei Grundmodelle.

Modell Nummer eins, jemand fühlt sich berufen und beginnt bereits in jungen Jahren an einer politischen Karriere zu arbeiten. Politische Karriere bedeutet natürlich auch: Beitritt zu einer politischen Partei.

Innerhalb von Parteigremien entwickelt er sich durch gewisses rhetorisches Talent, also durch Eloquenz. Aber auch die Anwendung von Ellbogentaktik sollte ihm natürlich geläufig sein.

Stellt der Jungpolitiker sich dann erstmals einer Wahl, werden erweiterte Anforderungen an die genannten Fähigkeiten gestellt. Er bringt es schließlich zum Abgeordneten.

Dort werden diese Fähigkeiten weiter vertieft.

Modell Nummer zwei ist das Quereinsteigermodell. Jemand hat sich etwa in der Wirtschaft einen Namen gemacht, gute Sachkompetenz auf irgend einem Gebiet zu haben.

Aufgrund seiner Bekanntheit als Fachmann ist er nun auch für politische Parteien interessant, wenn es um Fragen der Sachkompetenz geht.

Alle vier Jahre steht die Bestellung von Ministern an. Somit gilt es, geeignete Leute zu finden.


Wann aber ist nun jemand „geeignet“? Es sollte also jemand sein, der eine gewisse „Dienstleistungsgesinnung“ oder auch „Geburtshelfergesinnung“ hat.

Die Dinge, die jemand als Minister tut, sollen ja nicht für ihn selbst, sondern für die Allgemeinheit gut sein... !?

Dann benötigt sie/er natürlich die Fähigkeit, Zusammenhänge analysieren zu können und dann ein kreativvisionäres Denkmodell zu haben, welches es ihr/ihm erlaubt, nachdem sie/er einen Schritt zurücktrat um einen möglichst guten Überblick zu bekommen, auch Mut und Bereitschaft zu zeigen, eingefahrene Denkmodelle zur Lösungsfindung zu verlassen.

Sie/er sollte natürlich über Teamfähigkeit verfügen, da ja all ihre/seine Konzepte gleichzeitig Teil eines übergeordneten und umfassenden Gesamtkonzeptes sein sollen.

Schließlich sollte sie/er auch vom Projektmanagement etwas verstehen um in der Lage zu sein, eine Methode zur Erreichung ihrer/seiner Ziele unter Augenmerk auf das zur Verfügung stehende Geld zu entwerfen, diese dann auch umsetzen und, danach auch dessen Wirksamkeit zu kontrollieren.

Dazu ist jedenfalls auch Kenntnis von Motivation und Menschenführung erforderlich, da ja die Aufgabe besteht, eine große Gruppe von ausführenden Leuten (Beamten) in die Umsetzung der Konzepte einzubinden, und daß diese Leute ja verstehen müssen was Ziel und Sache ist, damit sie sinnvolle und ergänzende Eigenbeiträge leisten können.

Nicht zuletzt sollte sie/er eine natürliche und sympathische Ausstrahlung haben, die es ihr/ihm erlaubt, in der Öffentlichkeit souverän, telegen und kompetent aufzutreten.

Würde man noch ein wenig nachdenken, es fielen einem sicher noch weitere Anforderungen an Minister ein. Wir wollen es aber bewenden lassen.

Zur Auswahl haben wir jetzt zwei Gruppen von Leuten, die „gewachsenen“ Berufspolitiker und die „Quereinsteiger“.

Welche von den beiden Gruppen hat aufgrund der Vorgeschichte die besseren Voraussetzungen Minister zu werden? Zunächst offenbar die Quereinsteiger, sie haben die wichtigen Bereiche: Analyse - Zielsetzung, Umsetzmethode, Wirksamkeitskontrolle vermutlich besser gelernt als Berufspolitiker.

Sie leiden jedoch häufig unter der Tatsache, sich in Kreisen von Berufspolitikern zu bewegen, und die verstehen die Denk- und Sprechweise der Quereinsteiger häufig nicht.

Den sogenannten Berufspolitikern wiederum fehlt, da sie sich ja bis dato hauptsächlich in Parteiorganisationen bewähren mußten, eine echte Problemlösungskompetenz. Eine vertrackte Sache also.

Zuendegedacht bedeutet das nämlich, daß die wichtigsten Ämter im Staat, jene also, die über „Sieg oder Niederlage“ entscheiden, vielfach von Leuten ausgeübt werden, die sich für diese Aufgabe mehr durch ihre Parteizugehörigkeit als durch bewiesenes Talent, creativ und innovativ zu sein, auszeichnen...

Die mehr oder weniger gute Amtsausübung im obigen Sinn ist daher eher das Ergebnis von Zufall und "Ausprobieren", als von System (wie auch die häufig erfolgten Wechsel in der Ministerriege belegen).

Versuchen Sie einmal, die agierenden Minister nach den angeführten Kriterien zu beurteilen...

Der Minister R2 - 20020609

Letztes Update: Juni 2002 - senden Sie mir eine email
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