|
Alle, die
es wagen an den Prinzipen der Kirche zu zweifeln, sind eigentlich Ungläubige.
Mit diesen verfährt man zunächst milde, um sie wieder zur Räson
zu bringen. Hilft das nichts, werden und müssen "gerechte"
Strafen angedroht werden. Anders geht es nicht. So steht es geschrieben.
Die Punkte des Kirchenvolks-Begehren stehen insgesamt alle im Gegensatz
zur Lehrmeinung. Es
ist daher denkunmöglich, daß die Kirche irgendwo einlenken
kann, ohne ihre eigenen Prinzipien aufzugeben.
Würde sie das nämlich tun, wäre sofort die Frage nach ähnlichen
Veränderungen in anderen Bereichen am Tisch. Wo kann dann das Ende
sein? Das würde somit zum Abbruch der katholischen Religion in der
jetzigen Form führen und eventuell zum Beginn einer neuen...
Nun zu den einzelnen Punkten:
1. Der Aufbau einer geschwisterlichen Kirche:
Das Wort geschwisterlich ist unklar und müßte genau definiert
werden um diskutierbar zu sein. Auf keinen Fall kann geschwisterlich als
demokratisch gelten gelassen werden.
Die katholische
Kirche ist dem Wesen nach nicht demokratisch sondern hierarchisch. Es
gibt nur jene Prinzipien, die von Gott selbst bzw. seinen Vertretern auf
Erden kommen. Sonst gibt es nichts. Das ist einfach so, Punktum!
Bezüglich
Gleichheit von Klerus und normalen Gläubigen ist zu fragen, was bedeutet
Gleichheit? Wenn die angestrebte Gleichheit Realität wäre, was
wäre dann? Wären dann alle Laien auch gleichzeitig Priester
oder bedeutet das die Abschaffung des Priestertums?
Beide Schlußfolgerungen
sind in Anbetracht der gültigen Lehre absurd, aber vielleicht gibt
es noch andere Interpretationsmöglichkeiten?
Zum Thema
Mitsprache bei Bischofsernennungen darf gefragt werden, wozu sollte so
was gut sein. Es ist doch völlig gleichgültig wer Bischof ist.
Entweder man ist gläubig, dann nimmt man den der da ist zur Kenntnis,
oder man ist ungläubig. Dann kann es einem gleichgültig sein,
wer Bischof ist. Auch hier tritt das hierarchische Prinzip der Kirche
klar in Erscheinung.
2. Die
volle Gleichberechtigung von Frauen
Wenn Gleichberechtigung im kirchlichen Sinn gemeint ist (Frauenpriestertum),
kann diese klar ausgeschlossen werden, da diese Frage lehramtlich bereits
endgültig entschieden ist. Und zwar neben anderen Begründungen
in den Schriften auch durch das Wort des Papstes Johannes Paul II.
Die Hintergründe dafür sind auch einleuchtend. Frauen tragen
das neue Leben in ihrem Körper und gebären es. Es besteht somit
eine tiefe Verbundenheit der Frau mit der von ihr geborenen Brut.
Diese Verbundenheit könnte aber bei der rechtschaffenen und klaren
Erfüllung vieler Grundsatzprinzipen der heiligen Lehre sehr
hinderlich sein. Es liegt nicht im Wesen der Frau, gegebenenfalls bis
zur Vernichtung der eigenen
Brut zu schreiten, wenn diese nachweislich von
Gott abfällt ...
Auch die im Bedarfsfall mit kriegerischen Mitteln herbeizuführende
Bekehrung oder andernfalls Vernichtung von Ungläubigen stimmt wesensmäßig
nicht mit der Frau überein ...
Aus diesem Grunde kann man sich eigentlich nur wundern, warum es Frauen
gibt, die die volle Eingliederung in die Kirche anstreben?
Wer seinem Gewissen folgend anderen Menschen helfen und für sie sorgen
will, kann das jederzeit und völlig frei von Prinzipzwängen
tun.
Wozu also das Streben nach künstlicher Aufhalsung von Kirchenschwierigkeiten.
Die dazu investierte Energie ist vergeblich, kann aber anderswo schon
viel bewegen.
3. Die
freie Wahl zwischen zölibatärer und nicht-zölibatärer
Lebensform
Wenn diese Forderung auf den Menschen an sich angewendet wird, so ist
sie erfüllt. Niemand wird von irgendwem zu zölibatärer
Lebensform gezwungen.
Wenn diese Forderung auf den sich dem freiwilligen Zölibat unterwerfenden
Priester angewendet wird ist unklar, wieso stellen Leute diese Anforderung
die gar nicht betroffen sind?
Wenn hinter der Forderung steckt, daß es viele potentielle Priester
gäbe, falls sie sich den Zölibat nicht aufhalsen müßten,
ist das eigentlich ein Widerspruch in sich.
Priester ist man nicht deswegen, um Dinge welcher weltlichen Art auch
immer zu tun, sondern um die Lehre Christi auf Erden zu glauben und umzusetzen.
Dazu gehört eben auch der Zölibat. Wen das stört, soll
seinem Gewissen außerhalb der Kirche folgen. Er wird dabei vermutlich
wesentlich glücklicher sein.
Ein kausaler Hintergrund ist sicher auch in einer ähnlichen Ursache
wie bei den Frauen zu sehen. Wäre nämlich ein Priester verheiratet
und hätte eigene Kinder, so würde es zu einem kaum überwindbaren
Familienproblem werden, wenn sich eines der Kinder nachweislich von Gott
abwendet.
In diesem Fall müßten die Eltern den verlorenen Sohn (oder
Tochter) gemeinsam zum Glauben zurückzuholen versuchen.
Im Falle der Erfolglosigkeit müßten die vorgesehenen Strafen
gegen die eigene Brut angewendet werden, was möglicherweise zu recht
schwierigen Situationen führen kann.
Ein Mann, der im eigenen Haus solche Probleme hat, tut sich aber enorm
schwer, diese in anderen Häusern nach dem Willen Gottes abzuhandeln.
Daher: vor solchen Situationen schützt die zölibatäre Lebensform
nachhaltig.
4. Die
positive Bewertung der Sexualität als wichtiger Teil des von Gott
geschaffenen und bejahten Menschen
Hier ist die wesentliche Frage, was konkret gemeint ist?
Alle Dinge die gemeint sein könnten aber nicht mit der Lehrmeinung
der Kirche übereinstimmen, werden ebenso logisch wie klar abgelehnt.
Das muß
auch so sein, sonst würde ja die Kirche ihre eigenen Prinzipien aufgeben.
Wenn sie das täte, wäre wieder die Frage wo ist dann das Ende?
Mehr kann hier eigentlich nicht gesagt werden.
5. Eine
Frohbotschaft statt einer Drohbotschaft
Leute, die
den Willen der Kirche als Drohbotschaft empfinden sind entweder schon
ungläubig oder sie befinden sich am Weg dorthin.
Es ist nun mal so, daß der Gläubige zu gehorchen hat was Gottes
Wille ist. Da kann man nichts relativieren, deuten, abmildern oder verdrehen!
Gottes Wille gilt und sonst nichts! Er steht entweder in der heiligen
Schrift, oder wird von den Gottesmännern auf Erden gelehrt und gepredigt.
Die beiden Möglichkeiten die jemand hat, der mit den Prinzipen der
Kirche nicht einverstanden ist, sind:
Sündigen, sich also bewußt nicht an die Regeln halten. Wenn
man später vorgibt zu bereuen, ist im Sinne der Kirche wieder alles
in Ordnung. Die Sünden werden einem vergeben (zumindest kurzfristig,
da unechte Reue gegebenenfalls in die ewige Verdammnis führt).
Die zweite Möglichkeit ist jene der wirklichen Abwendung. Dann muß
man sich allerdings im klaren sein, daß die Kirche versuchen wird
und muß, einen zurückzuholen. Sollte das aber nicht gelingen,
wird man mit den vorgesehenen Strafen bedacht.
Im Europa des 21 Jahrhunderts würde jemandem der das provokant durchexerziert
wahrscheinlich nicht viel passieren.
Zu anderen Zeiten war man in diesem Fall allerdings unmittelbar vom Tode
bedroht.
Was ist also die Moral von der Geschicht?
Allein die Tatsache, daß die genannten Forderungen gestellt werden
gibt davon Zeugnis, daß diejenigen die diese Forderungen stellen,
wenig bis keine Ahnung vom christlichen Glauben haben! Diese Tatsache
wird in Österreich also durch mehr als 500.000 Unterschriften belegt.
Die Dunkelziffer dürfte allerdings erheblich größer sein.
Hier kann man eigentlich nur den Schluß ziehen, daß die Hirten
wie sich die Männer Gottes nennen, ihrer Aufgabe sehr nachlässig
bis gar nicht nachkommen.
Wie sonst wäre zu erklären, daß Leute die sich selbst
offenbar für Gläubige halten, in wesentlichen Grundsatzfragen
versuchen eben aus diesem Glauben auszubrechen, ihn relativieren wollen?
Die Betroffenheit darüber war verklausuliert, wie es eben die Art
der kirchlichen Sprechweise ist, seinerzeit aus der einen oder anderen
kirchlich offiziellen Reaktion herauszuhören.
Die Tatsache, daß viele sogenannte Gläubige im katholischen
Sinn eigentlich Ungläubige sind, oder zumindest am Weg dorthin, das
ist das eigentliche Ergebnis des Kirchenvolks-Begehrens ...
Kirchenvolks-Begehren,
eine Analyse 10/2003
|
|