Wie spät ist es in Europa? |
Wenn man
"Sichere Stromversorgung?" schon gelesen hat, ist der folgende
Beitrag leichter nachzuvollziehen.
Erster erkennbarer Zusammenhang, es gibt in Europa genau ein verbundenes elektrisches Energiesystem. Für dieses Energiesystem gelten zum gleichen Zeitpunkt die gleichen Basisregeln. Es gibt keine Alternativen. 3% haben vom deregulierten System Vorteile, könnte man in einer theoretischen Schlußfolgerung sagen. 3% beträgt nämlich etwa die Anzahl jener, die die Möglichkeit den Lieferanten zu wechseln genutzt haben. Das heißt aber auch, daß 97% keinen Bedarf sehen oder diesem Modell sogar negativ gegenüberstehen. Trotzdem sind die 97% in der Geiselhaft der Deregulierung, sie haben keine andere Wahl. Interessant ist folgende Frage: wenn es angenommen ein Energiesystem gäbe, das auf Stabilität und Versorgungssicherheit aufgebaut ist und ein zweites, welches auf Spekulation beruht, zu welchem System würde die Mehrzahl der Energiekunden gehen? |
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Man muß kein Hellseher sein um anzunehmen, daß viele bereit wären für ein "auf Stabilität und Versorgungssicherheit ausgerichtetes System" wahrscheinlich sogar mehr zu bezahlen. Leider, aber offenbar bewußt wurde so eine Frage niemals gestellt... Daher
gibt es keine Alternativen. Das auf Spekulation beruhende deregulierte
Energieversorgungsmodell ist europaweit für alle inkraft. In manchen
Ländern erst teilweise umgesetzt, in anderen schon vollständig.
Österreich ist bei jeder Gelegenheit stolz zu jenen Ländern zu gehören, die schon zu 100% dereguliert sind (E und Gas). Frankreich als Eigentümer von viel Billigenergie läßt sich ganz bewußt jede Zeit der Welt. Bis zum letztmöglichen Termin trägt man dazu bei, daß den anderen die Luft ausgeht (sprich Kraftwerksreserven zugrunde gehen) und schreibt dabei selbst kräftige Gewinne. Wenn es dann soweit ist, kauft man als finanzstarke Marktkraft alles auf, was sich bis dahin aufgerieben hat. So einfach geht das... Ein Merkmal des Modells ist eben, daß jene "Player" die europaweit am erfolgreichsten spekulieren können, im Laufe der Zeit alle anderen verdrängen bzw. übernehmen. Das geht so lange, bis nur mehr einige wenige sehr große überbleiben (Brüssel wird da, wie die Erfahrung ja bereits zeigt, nicht viel Widerstand entgegensetzen). Der
österreichische "Player" in dieser Liga ist größenmäßig
meilenweit von der Spitze entfernt (Verbund als Repräsentant der
großen österreichischen Stromlösung). Wie groß die
Wahrscheinlichkeit ist, daß gerade er sich hier durchsetzt und letztlich
überleben wird, soll sich Es
ergibt sich das Bild, daß die am eigentlichen physikalischen Energieprozeß
beteiligten Unternehmen unter Wettbewerbsdruck (Kraftwerksbetreiber) bzw.
Druck der Regulatoren (Netzbetreiber) ihre Substanz zunehmend ausdünnen
und wenige immer größer werdende Spekulanten den Energiemarkt
vermehrt beherrschen. Die
vielen früheren Einzelmonopole werden durch wesentlich mächtigere
internationale Energiemonopole abgelöst. Die
Erträge der Spekulanten ergeben sich auch nicht aus gesteigerter
Produktivität, da im Gesamtsystem die Summe der Erzeugung und die
Summe der Verbraucher nahezu konstant bleibt. Die
Erträge der Spekulanten kommen rein durch die Umschichtung von Gewinnen
anderer Marktteilnehmer zu ihnen zustande. Siehe auch:
Anmerkung In
weiterer Folge können sich die wenigen verbleibenden Energiekonzerne
den Markt aufteilen und dann die Endkundenpreise beliebig gestalten. Dieses
Geld kann nun entweder irgendwohin abfließen und anderweitig angelegt
werden, oder man kauft die notleidende physikalische Infrastruktur, also
die Kraftwerke und Netze auf. An
dieser Stelle muß man sich bewußt machen, daß jemand
der im großen Stil die Kontrolle über die Energieversorgung
hat, mangels alternativer Energie-formen die Kontrolle über sehr
viel hat. Fast
alle Daseinsprozesse der zivilisierten Menschheit hängen von der
Energieversorgung ab. Jemand, der die Energieversorgung kontrolliert,
kontrolliert Europa. Der Ausdruck "Energiemafia" wäre z.
B. ein geeignetes Wort dafür. Die
Weichen in diese Richtung sind längst gestellt ... Trotzdem
freuen sich viele Politiker sehr über diese Entwicklung und erklären
bei jeder Gelegenheit in welch tolle Zukunft wir gemeinsam schreiten,
wenn wir unsere "Player" ins internationale Energiegeschäft
entsenden und wie gut wir dafür gerüstet sind. Wie
groß die Wahrscheinlichkeit ist, daß die winzigen österreichischen
"Player" Kanonenfutter für alle anderen werden, soll sich
jeder selbst ausmalen. Abschließend
zur eingangs gestellten Frage, "Wie spät ist es in Europa?"
Pessimisten werden sagen, schon zu spät. Als
Optimist meine ich aber, daß der Zug noch nicht ganz abgefahren
ist, wenn man schnell mit Korrekturen beginnt... na bitte;
alles klar, oder? Diesen Artikel
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Europa 092005 |
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