Die Mariazellerbahn - Teil 4
Nachdem wir nun den über 350 Höhenmeter betragenden Abstieg vom Gösingtunnel bis zum
Bhf. Laubenbachmühle geschafft haben, geht es nochmals auf die Talstrecke.

Die Züge der Mariazellerbahn benötigen für die zirka 46 km bis Alpenbahnhof etwa 1,5 Stunden.
Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp über 30 kmh.

Ist diese Geschwindigkeit auf der Bergstrecke wo ja für viele Reisende "der Weg das Ziel" ist, noch akzeptabel, ist dieser Durchschnittswert auf der

Talstrecke, wo Transport von A nach B in Vordergrund steht, nicht mehr ganz zeitgemäß für ein im Wettbewerb stehendes Verkehrsmittel.

Leider bestimmt bei dem heute praktizierten Fahrplansystem der langsamste Zug das ganze System, da Kreuzungen vorrangig nur in den Stationen Grünberg, Loich, Laubenbachmühle und Gösing vorgesehen sind.
Wäre ein Zug also theoretisch schneller unterwegs, müßte er im nächsten Kreuzungsbahnhof trotzdem wieder so lange warten, bis der langsamere Gegenzug auch da ist.

In der Praxis tritt eher der umgekehrte Effekt auf, nämlich daß sich Verspätungen eines Zuges durch das starre Kreuzungssystem lawinenartig auch auf andere Züge ausbreiten.

Eine Beschleunigung könnte nur erreicht werden, wenn alle verkehrenden Garnituren mit entsprechend höherer Geschwindigkeit unterwegs sein können und/oder indem man ein flexibleres Kreuzungssystem praktiziert, was von der Gleisinfrastruktur her durchaus möglich wäre.

Beide Varianten sind aber nur möglich, wenn eigentümerseits Bereitschaft zu einer Überführung der Mariazellerbahn in ein modernes Verkehrsmittel bestünde.
So lange nur weiterhin von der ohnehin schon sehr betagten Substanz gelebt wird, sieht die Zukunft finde ich alles andere als rosig aus...

Diese Schau der Mariazellerbahn hat 7 Teile.
Teil 1
und Teil 2 bringt Motive der Bergfahrt von St. Pölten nach Mariazell.
Teil 3
und Teil 4 führt von Mariazell wieder zurück nach St. Pölten.
Teil 5
ist zusätzlichen Details der Bahn gewidmet und Teil 6 zeigt Bilder von Dampffahrten.
Teil 7 schließlich beinhaltet Wintermotive.


Alle Fotos von August 2003, außer wo anders angegeben.
Und nun viel Spaß! Auf Feedback meiner Besucher freue ich mich natürlich auch immer!

  Der Bahnhof Laubenbachmühle aus der Vogelperspektive von Winterbach aus gesehen. Links das Aufnahmsgebäude, am ersten Gleis einige vorbereitete Wagengarnituren für den nächsten Tag, dahinter der einfahrende Zug 6846, auf dem dritten Gleis erkennt man den kreuzenden Triebwagen 6857 und am vierten eine Zuggarnitur mit Reihe 2095.  
 

Nun befinden wir uns wieder auf gleichem Niveau mit der Bahn. Die Oberleitungsanlage mit Gittermasten und den Querjochen sieht großteils noch nach Originalkonstruktion aus. Wochentags enden im August 2003 viele Züge hier in Laubenbachmühle und begeben sich kurze Zeit später wieder auf die Rückfahrt nach St. Pölten.

 
  Nun machen wir einen kleinen Sprung bereits in den Bereich um Kirchberg an der Pielach. Zug 6848 wird an Wochenenden als Panoramic 760 geführt. Dabei kommen speziell hergerichtete Waggons in klassisch brauner Farbgebung zum Einsatz (Seite oben).  
  Wenn sich der Zug der Station Tradigist nähert, kommt die Trasse auch nahe an der turmlosen Andreaskirche vorbei. Die Kirche war ab 1960 wegen Baufälligkeit geschlossen und wurde auf lokale Initiative zwischen 1975 und 87 renoviert. 1986 wurde sie von Kardinal DDr. Franz König dessen Elternhaus hier in Sichtweite steht, neu geweiht.  
  Der Zug erreicht Steinschal-Tradigist. Im Hintergrund zu sehen das etwa 1910 erbaute Aufnahmsgebäude. Das ursprüngliche Wärterhäuschen aus den Jahren des Bahnbaus steht auch noch und ist auf dem nächsten Foto sichtbar.  
  Rechts sichtbar ist das in der Literatur als Wärterhäuschen bezeichnete Gebäude von 1898. Links daneben eine frühere Toiletteanlage. Das Dach des heutigen Gebäudes ist im Hintergrund erkennbar. Beim Mast mit dem roten Schild zweigt ein Stumpfgleis ab. Es ist Rest einer ehemals (1912) hier befindlichen Umladeanlage zu einer 2 km langen 600 mm Rollbahnanlage eines nahen Zementwerkes (Seite oben).  
  In der Nähe von Mainburg ist das Pielachtal schon relativ breit. Die Bundesstraße befindet sich hier im Hintergrund am gegenüberliegenden Hang. Wenn der Zug hier auf gerader ebener Strecke mit etwa 50kmh vorbeifährt kommt einem das heutzutage als beschauliches Bummeltempo vor.  
 

Bei weiterer Annäherung an Hofstetten-Grünau befährt der Zug eine ab 1998 geänderte Trasse, welche die frühere zweimalige Kreuzung mit der Bundesstraße vermeidet. Hier der bunte Zug im Abendlicht auf der Neubaustrecke.

 
  In Hofstetten-Grünau werden planmäßig Zugkreuzungen durchgeführt. Hier fährt Zug 6846 aus Mariazell kommend etwa um 18 Uhr in den Bahnhof ein um mit Zug 6813 zu kreuzen, welcher kurze Zeit später auch auftaucht
(Seite oben)
.
 
  In der Gegend um Kammerhof scheint die Line fast mitten durch einen Bauernhof durchzuführen.  
  Dieses Foto stammt aus 1989 vom Fest anläßlich "100 Jahre österreichische Schmalspurbahn". Obwohl dort historische Fahrzeuge im Mittelpunkt standen, machte ich auch einige Fotos vom Regelbetrieb. Die 1099.013 rangiert um Waggons die kurze Zeit später aus Wieselburg kommen werden, in den Zug einzubinden. Rechts hinten aufgeschemelte Güterwagen.  
  Auf dem weiteren Weg Richtung St. Pölten wird zum letzten Mal auf dieser Fahrt die Pielach überquert. Im Hintergrund ist die schnurgerade Streckenführung bis hierher erkennbar. Die Brücke war im 2. Weltkrieg zerstört und wurde später wieder aufgebaut (Seite oben).  
  Dieser Zug befindet sich fast an der selben Stelle wie der am vorigen Bild. Die Stecke muß nun einige leichte Hügel überqueren um den Zielbahnhof zu erreichen. Der Panoramic 760 ist dabei den Streckenabschnitt bei Volterndorf zu durchqueren.  
  Zwischen Volterndorf und Matzersdorf gelang mir diese stimmungsvolle Aufnahme. Der Mast rechts im Hintergrund steht nahe dem Gelände der Autobahnraststelle St. Pölten. Von hier sind es noch etwa 8 km bis zur Endstation.  
  Die Gegend hier ist geprägt von landwirtschaftlicher Nutzung. Die Trasse schlängelt sich unter Vermeidung großer Höhenunterschiede angepaßt durch die Landschaft. Der im Vordergrund sichtbare Gleisbogen setzt sich in einem leichten Anstieg im Rücken des Fotografen zur Matzersdorfer Brücke fort (Seite oben).  
 

Nachdem der Zug auch die Station Schwadorf und die Autobahntrasse hinter sich gelassen hat, führt die Strecke einige Zeit entlang dieser Halballee. Im Hintergrund links ist das ferne Ötschermassiv erkennbar, welches noch vor kurzer Zeit die Szene beherrschte.

 
  Um in den Bereich des Alpenbahnhof St. Pölten zu gelangen, verliert die Strecke im letzten Teil noch einiges an Höhe. Hier ein einfahrender Triebwagen 5090 neben dem zweiflügeligen Einfahrtssignal, welches hier angeblich schon seit 1909 in Betrieb ist.  
  In einer Kurve biegt die Strecke letztlich in das Areal des Alpenbahnhofs ein. Hier befindet sich auch ein unbeschrankter Bahnübergang, der nur durch Stoptafeln für die Straßenbenutzer gesichert ist (Seite oben).  
  Zwei Gleise des Alpenbahnhofs sind für Zugkreuzungen vorgesehen, der Rest dient Abstell - und Aufstellzwecken. Der im Bild rechts sichtbare Triebwagen wurde am Tag dieser Aufnahme hier untauglich und Zug 6806 endete somit unplanmäßig im Alpenbahnhof...  
  Im Bereich des Alpenbahnhofs (Insider sprechen von der "Alm") gibt es auch eine Lokremise, welche 6 Maschinen 1099 aufnimmt. Neben den im August 2003 (noch) aktiven 1099er (001, 004, 008, 010, 016) war auch die mit Stangenschaden hinterstellte 1099.007 hier eingestellt. Siehe auch Teil 5.  
  Auf den letzten 2 Kilometern werden nochmals 2 Tunnels passiert, nämlich der 271 m lange große und der 138 m lange kleine Eisbergtunnel. Hier das Portal des kleinen Eisbergtunnels durch welchen der Zug unmittelbar in den Bereich von St. Pölten Hauptbahnhof einfährt (Seite oben).  
 

Damit hat sich der Kreis geschlossen. Es wurde eine Fahrt von St. Pölten nach Mariazell und zurück in Form von vier Bilderserien gemacht und dabei die entlang dieser Strecke auftauchenden Schönheiten vorgestellt, welche wie ich meine nicht nur für Eisenbahnliebhaber interessant sind.

 
  Zum Abschluß werden die leeren Garnituren in den Alpen-bahnhof zurückgeschoben und für eine nächste Verwendung abgestellt. Im Vordergrund rechts der Schrankenwärter, rechts im Hintergrund die Schmalspuranlagen und im linken Bereich die Normalspuranlagen der Leobersdorferlinie und im Hintergrund die ÖBB Hauptwerkstätte St. Pölten.  
Navigation: Eisenbahnauswahl - Hier geht es zum Teil 5
Letztes Update: Dezember 2004 - schicken Sie mir eine email
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